Da kommt etwas auf uns zu: Ab 2026 verpflichtet das Entgelttransparenzgesetz Unternehmen in der EU dazu, Gehälter transparenter zu machen. Das ist nichts weniger als ein Meilenstein für Fairness und Gleichberechtigung, aber auch eine Herausforderung für die Praxis. Was das Entgelttransparenzgesetz konkret für Assistenzen bedeutet und worauf Unternehmen sich jetzt vorbereiten sollten, lesen Sie hier.
Darum geht‘s in diesem Beitrag
- Was hinter dem Entgelttransparenzgesetz 2026 steckt
- Warum gerade Assistenzen davon betroffen sind
- Wie Sie erkennen, ob Ihr Gehalt fair ist
- Welche neuen Rechte (und Pflichten) auf Sie zukommen
- Was Unternehmen jetzt konkret tun müssen
Endlich mehr Transparenz und Gleichheit?
Wenn ich als Personalberaterin mit Assistenzen spreche, stoßen wir früher oder später immer auf ein heikles Thema: Gehalt. Eine Executive Assistant erzählte mir einmal, dass sie zufällig herausfand, wie viel mehr ihre Kollegin verdiente – bei identischem Aufgabenprofil und vergleichbarer Erfahrung. Rund 20 %.
Das frustrierte sie natürlich enorm. Aber was sie nun mit diesem Wissen anstellen sollte, wusste sie auch nicht. Einfach zum Chef gehen und sagen, hier übrigens, ich habe da etwas herausgefunden und hätte jetzt gern eine faire Gehaltsanpassung?
Nicht üblich.
Lieber steckte sie ihre Energie und Leistungsbereitschaft in die Suche nach einer neuen Stelle mit besserer Vergütung.
Eine Situation, die sich künftig vielleicht nicht mehr so oft wiederholt: Ab 2026 gilt in der EU und somit auch Deutschland das neue Entgelttransparenzgesetz. Damit soll ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen sichtbar gemacht und langfristig abgebaut werden.
Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden sind künftig verpflichtet, regelmäßig statistisch nachzuweisen, ob gleichwertige Tätigkeiten auch gleich bezahlt werden, gestaffelt je nach Unternehmensgröße. Zusätzlich erhalten Mitarbeitende ein gestärktes Auskunftsrecht, unabhängig von der Unternehmensgröße.
Das ist im Bereich der Assistenz, in dem überwiegend Frauen arbeiten und Tätigkeiten schwer messbar sind, eine kleine Revolution.
Warum dieses Gesetz besonders für Assistenzen relevant ist
Als Personalberaterin für Executive Assistants weiß ich, dass diese Position immer noch oft unterbewertet und wenig wertgeschätzt wird. Viele Assistenzen berichten in Gesprächen, dass ihr Aufgabenbereich weit über die typischen Aufgaben hinausgeht, ohne dass sich dies in der Bezahlung niederschlägt.
Genau hier setzt das Entgelttransparenzgesetz 2026 an: Es verlangt, dass Gehälter nicht willkürlich festgelegt werden dürfen, sondern vergleichbare Positionen auch vergleichbar entlohnt werden. Unabhängig vom Geschlecht oder Verhandlungsgeschick.
Das ändert sich konkret mit dem Entgelttransparenzgesetz 2026
Als Angestellte haben Sie künftig ein gestärktes Auskunftsrecht: Sie dürfen erfragen, was andere in vergleichbarer Position verdienen – gegliedert nach Geschlecht und basierend auf nachvollziehbaren Kriterien. In Deutschland gilt dieses Auskunftsrecht bisher erst ab Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden. Die neue EU-Richtlinie geht weiter: Sie verpflichtet alle Mitgliedstaaten, individuelle Gehaltsauskünfte grundsätzlich zu ermöglichen, unabhängig von der Unternehmensgröße.
Wenn Sie also als Executive Assistant arbeiten, können Sie erfragen, was andere in vergleichbarer Rolle verdienen und auf welcher Grundlage diese Vergütung erfolgt. Auf diese Weise sollen Gehaltsdiskriminierungen sichtbar gemacht und systematisch abgebaut werden.
Neu ist auch: Unternehmen müssen bereits in Stellenausschreibungen oder spätestens vor dem ersten Vorstellungsgespräch eine Gehaltsspanne oder ein Mindestgehalt angeben. Diese Regelung gilt unabhängig von der Unternehmensgröße. So sollen Bewerber sich ein realistisches Bild machen können und nicht länger im Unklaren gelassen werden durch Formulierungen wie „leistungsorientiertes Gehalt“.
Ein großer Schritt hin zu mehr Transparenz, gerade in einem Bereich wie der Assistenz, wo Gehälter oft individuell und wenig vergleichbar verhandelt werden.
Für Unternehmen bedeutet das: Sie müssen ihre Gehaltsstruktur sauber dokumentieren, nachvollziehbar gestalten und auf Nachfrage offenlegen. Wer das nicht tut, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch Klagen. Denn in Streitfällen greift künftig die Beweislastumkehr:
Das Unternehmen muss dann nachweisen, dass keine Diskriminierung vorliegt. Auch Imageschäden können die Folge sein.
Und wenn Ihr Gehalt deutlich abweicht?
Dann dürfen Sie das nicht nur thematisieren, Sie haben das Recht dazu. Der Gesetzgeber schafft mit dem Entgelttransparenzgesetz eine Handhabe, die es Ihnen ab 2026 erlaubt, faire Bezahlung einzufordern.
Unternehmen sind verpflichtet, bestehende Lücken zu erkennen und sie zu schließen.
Wichtig ist hier, dass Sie sachlich, faktenbasiert und gut vorbereitet argumentieren. Tools wie die Global Skills Matrix können Ihnen helfen, den eigenen Wert besser einzuordnen und Ihre Argumentation zu stützen – auch wenn sie kein offizieller Standard ist und nicht überall bekannt
Und auf Unternehmensseite?
Unternehmen sollten das kommende Jahr nicht nur zur internen Analyse nutzen, sondern auch zur Stärkung ihrer Employer Brand. Gerade bei Assistenzen – Schlüsselrollen mit hoher strategischer Relevanz, lohnt sich eine klare Funktionsbeschreibung.
Ab 2026 gelten stufenweise Berichtspflichten zur Gehaltsstruktur: Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden jährlich, ab 150 bzw. 100 Mitarbeitenden alle drei Jahre.
Wer Verantwortung, Beitrag und Entwicklungspotenzial klar definiert und dokumentiert, schafft nicht nur Transparenz, sondern schützt sich auch im Fall von Auskunftsersuchen – und bleibt attraktiv für Top-Kandidaten.
Ein Gesetz, viele Chancen
Noch kann natürlich niemand sagen, wie sich das Entgelttransparenzgesetz 2026 in der Praxis niederschlagen wird. In vielen Bundesländern haben Arbeitnehmende auch jedes Jahr Anrecht auf 5 Tage Bildungsurlaub, nutzen das aber aus Scheu und Unkenntnis kaum.
Um unfaire Bezahlung offen anzusprechen, erfordert es ein wenig Courage. Trotzdem ist das Entgelttransparenzgesetz mehr als ein bürokratischer Akt. Nämlich ein Schritt hin zu mehr Fairness, Sichtbarkeit und Wertschätzung; gerade in Berufen, die oft im Hintergrund agieren.
Für Sie als Assistenz heißt das also: Sie erhalten eine stärkere Verhandlungsposition, können Ihre Rolle sichtbarer machen und Ihren Marktwert klarer kommunizieren. Und ich möchte Ihnen von Herzen raten: Nutzen Sie diese Chance – gut vorbereitet, strategisch und selbstbewusst.
Sie möchten wissen, wie Sie Ihre Position stärken und sich auf faire Gehaltsverhandlungen vorbereiten?
Ich bin Verena Schiffer, Ihre Expertin für Karriereentwicklung im Assistenzbereich. Und ich unterstütze Sie gern dabei, Ihre Rolle zu definieren und Ihre Position im Unternehmen zu stärken.














